Glücklich sein an der Spitze – Wie geht das?

Mal ehrlich: Das ist ganz schön schwierig mit dem Glücklichsein. An der Spitze ist es eigentlich nie genug: „Höher, schneller, weiter“ treibt uns pausenlos an. Wir verspüren einen kurzen Glücksmoment, wenn uns etwas gelungen ist, eine Befriedigung vielleicht, doch meist ebbt das Gefühl bald ab und wir eilen weiter.

Das liegt an unserem Gehirn: Allgemein beeinflussen Veränderungen unser Glücksgefühlt weniger, als wir vermuten, da wir uns an neue Zustände schnell gewöhnen. Kurzer Test: Wachen Sie jeden Tag auf und jubeln: Hurra, ich leite mein Unternehmen? Juhuu, ich bin an der Spitze? Schlechtes wird erträglicher, Gutes nutzt sich ab. „Hedonistische Adaption“ nennt sich dieses Phänomen, das die Yale-Professorin Laurie Santos untersucht (hier der Link zu ihrem Vortrag beim Word Economic Forum).

Wie ist es mit Gegenständen, schönen Dingen, die wir uns zulegen? „Jene Dinge, die begafft werden, bei denen man stehen bleibt, die der eine dem anderen staunend zeigt, glänzen außen“ sagt ein berühmter Mann (unten verrate ich, wer) „und sind innen jämmerlich“. Auch Gegenstände unterliegen der hedonistischen Adaption. Deshalb brauchen wir immer wieder neue davon. Zugegeben, schöne Uhren, schnelle Autos, sie erfreuen, sie bereiten ästhetischen Genuss, sie verleihen Status. Aber machen sie dauerhaft glücklich?

„Suchen wir also“, schlägt jener kluge Mann vor“ „irgend etwas, das nicht zum Schein gut ist, sondern fest und sich gleichbleibend und auf der verborgeneren Seite schöner; das wollen wir ausfindig machen“. Wie sollen wir suchen?

Die Glücksforschung empfiehlt, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Sich jeden Abend 10 Minuten Zeit zu nehmen, um zu notieren: Wofür bin ich dankbar? Was waren heute besondere Momente? Dazu können Sie ergänzen: Was habe ich heute geschafft? Denn die Antwort auf diese Frage bereitet ebenfalls Befriedigung.

Doch das A und O, sagt die Glücksforschung, sind gute Beziehungen. In einer 75-jährigen Langzeitstudie kommt die Universität Harvard zu diesem Ergebnis.

Mein Tipp:

  1. Beginnen Sie ein abendliches Ritual, die drei Fragen zu beantworten:
    (1) Was habe ich heute geschafft? (2) Was waren besondere Momente? (3) Wofür bin ich dankbar?

2. Verbringen Sie beruflich wie privat mehr Zeit mit Menschen, die Sie mögen (finden Sie heraus, wer das ist).

3. Testen Sie, ob es möglicherweise befriedigender ist, statt einen weiteren Gegenstand zu erwerben das Geld anderen zu geben, denen es hilft . Freundlich zu anderen, auch Fremden, zu sein, dient nämlich auch der Steigerung des persönlichen Glücksempfindens, sagt die Forschung.

Viel Erfolg damit. Ach so: Gesagt hat´s Seneca, in De vita beata /Vom glücklichen Leben, vor 1963 Jahren (58 n.Chr).

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