Harte Entscheidungen, klare Ansagen, strategisches Denken, VUCA-Fähigkeit und „Zahlen-Daten-Fakten“-Blick, zugleich emotionale Intelligenz, begeisternde Kommunikation, Achtsamkeit, und Einfühlungsvermögen. 62 Kompetenzen werden von Managern und Managerinnen erwartet, las ich unlängst in einem aktuellen Personaler-Buch aus Deutschland. Die Top-Führungskraft als Übermensch – perfekt, umfassend, systematisch.
Auf der anderen Seite der amerikanische Ansatz: “Extraordinary Leadership“ ist stärkenbasiert, etwa drei Stärken, das reiche. Diese Stärken aber bitte richtig: Gigantische, überdimensionale, außergewöhnliche Stärkenbefähigung der herausragenden Führungskraft.
Konfrontiert mit den immer komplexer und flüchtiger werdenden Bedingungen der Unternehmensführung, fragt sich wohl der ein oder die andere, wie das weiter zu schaffen sein soll – immer mehr Einsatz, immer mehr Kraft. Fragen auch Sie sich insgeheim: Wie soll das so weitergehen? Und: Wie verhindere ich, dabei auf der Strecke zu bleiben?
Dreierlei ist hier entscheidend: Rückzug, Innehalten, Austausch.
Um neue Ansätze und neue Denkwege zu finden, müssen Sie sich als Entscheider erlauben, das eigene Tun ab und an grundlegend zu hinterfragen und sich auf die Suche nach neuen Erfahrungen mit sich selbst begeben. Wie können Sie neue Räume des Denkens, Fühlens und probenden Handelns betreten? Trotz aller Leistungsorientierung, allen Wettbewerbs und Ausnahmefähigkeiten, die Top-Entscheidende vorweisen, brauchen auch Sie Zeiten der Ruhe und der Anregung zur Reflexion, verbunden mit neuen Erfahrungen.
Nur wenn Sie es sich erlauben, auf Zeit einmal nicht Hero oder Heldin sein zu müssen, sind Sie in der Lage, aus dem gesamten Potenzial zu schöpfen und über sich selbst hinauszuwachsen.
Aspekt eins – Rückzug
Wettbewerb ist das Elixier unserer Wirtschaft und treibt die Veränderung und das, was wir Fortschritt nennen. Er wird durch die technischen Veränderungen und die Digitalisierung atemloser, komplexer, drängelnder. Höher, schneller, weiter. Dazu benötigen Sie eine gute Persönlichkeitskonstitution, Energie und Ausdauer. Eine „resiliente Persönlichkeit“, sagt man in der Psychologie. Doch selbst stress- und druckresiliente Menschen benötigen immer wieder Rückzug und Erholung. Sonst droht über kurz oder lang die totale Erschöpfung, umgangssprachlich als Burnout-Syndrom bezeichnet.
Muße, sagt der chilenische Ökonom Max Neef, ist eines der neun Grundbedürfnisse des Menschen. Ohne Muße keine Erneuerung, keine neuen Energien.
Aspekt zwei – Innehalten zum Zurück- und Voranblicken
Menschen mit hohen Leistungsanforderungen in Verantwortungspositionen suchen Entscheidungssicherheit. Doch woher nehmen Sie als Entscheider oder Entscheiderin die Gewissheit, dass Sie in der richtigen Richtung unterwegs sind? Woher wissen Sie, dass Sie sich gut entschieden haben?
Bei der Dynamik des schnellen Handelns ist das eine besondere Herausforderung. Denn je kurztaktiger entschieden werden muss, umso geringer ist die Zeit, nachzudenken, neue Ideen zu generieren, das Ganze einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Oft schrumpft diese Zeit auf null zusammen. Entscheidungen werden ad hoc getroffen und das Gehirn greift auf unbewusst gespeicherte, „bewährte“ Erfahrungen zurück und wendet diese auf eine veränderte Situation an. In Unternehmenskontexten, wo es um langfristiges, in jeder Hinsicht „nachhaltiges“, d.h. zukunftsfähiges Handeln geht, kann die Anwendung von Bewährtem auf scheinbar bekannte Situationen in sich verändernden Rahmenbedingungen fatal sein. VUCA – volatil, ungewiss, komplex und ambig – sind die meisten Managementkontexte heute. Es gilt nicht nur, sie auszuhalten, sondern auch, ihnen mit Souveränität zu begegnen. Auch wenn es ein guter Indikator sein mag – Bauchgefühl allein reicht dabei nicht aus. Gefordert ist ein erweiterter Blick jenseits des operativen Handelns mit Zeit zum Betrachten. Wie schaffe ich es, die Welt in ihrer Gesamtheit besser zu erfassen, die Zeichen der Zeit wirklich zu erkennen und daraus die richtigen Impulse und Innovationen für mein Handeln zu gewinnen?
Dies geht nur über ein Innehalten zum Zurück- und Voranblicken, Von-außen-drauf-Schauen und Hinterfragen. Doch geht es dabei nicht nur um eine Betrachtung mit altbewährten Analysetools. Es geht um viel mehr. Es geht um die Erlaubnis, wirkliche Alternativen zu durchdenken. Weit über den Tellerrand hinauszublicken, neue Impulse zu erhalten und vor allem: eigene neue Erfahrungen zu machen, möglichst als Probehandlung, und Horizonte zu öffnen, das sind Kernelemente für wirkliche Veränderung. Die Aneignung der anderen Sicht durch persönliche Erfahrung und daraus abgeleitete Einsicht wird hier zusammenfassend Andsicht genannt.
Aspekt drei – Austausch mit Gleichgesinnten
Neue Ideen sind gut, Erfahrungen unerlässlich. Sie reichen alleine jedoch nicht aus. Es geht nicht nur um Muße, um gute Ideen und persönliche Erfahrungen. Denn Veränderungsoptionen, die ich in der Welt skalieren will, müssen auch abgewogen und eingeschätzt werden, um sie dann in der Welt wagen zu können. Sie müssen getestet, hin- und hergewendet und von allen Seiten betrachtet werden. Herausragende Führungskräfte und Unternehmer brauchen die Möglichkeit, sich zu reflektieren und auszutauschen. Sie benötigen Rückmeldung über das von ihnen Gedachte. Es geht um Abgleich, um Erwägungen des Für und Wider mit kompetenten Sparring-Partnern.
Nur durch das Du kommt man zum Ich, schreibt Martin Buber. Es geht um ehrlichen Austausch unter Gleichen, um Begegnung ohne Fassade.
Worum es geht
Um auf der Höhe der Zeit innovativ und schaffenskräftig zu bleiben, braucht es dreierlei: Muße, Menschen zum Austausch und Experten, die Ihnen eine andere Sicht, Andsichten ermöglichen. Denn sowohl Wissen als auch Erfahrung ohne erkennende Einsicht sind ohne Bedeutung.
Erlauben Sie sich einen Ausstieg aus dem operativen Alltag. Schaffen Sie sich neue Möglichkeits-Räume. Mit spannenden Anderen, denen Sie vertrauen.
Personal Off-Site
Ihr Interesse ist geweckt? Dr. Gudrun Henne Executive Coaching bietet Möglichkeits-Räume an – die Personal Off-Site: Zwei exklusive Tage für Menschen in Verantwortung.